Eine Erfahrung tiefster Liebe | Jana Eva Ritzen

Eine Erfahrung tiefster Liebe

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Zunächst kann ich nichts erkennen. Ein unklares Bild mit einem Gefühl der Angst.

Ich bleibe. Warte. Schaue.

Ich nehme eine Art Gestänge wahr. Über meinem Kopf. Riesig.

Nein, es sind keine Stangen. Es sind dicke Drahtseile. Schwarz. Kreuzförmig an der Decke der Höhle gespannt.

Ich befinde mich also in einer Höhle. Sie ist riiieeesig. Ich nehme im Verhältnis zur Deckenhöhe die Größe eines Daumennagels ein.

In mir nehme ich ein Gefühl der Bedrohung wahr.

Ich bleibe stehen. Warte. Schaue.

Da entdecke ich sie. Wie konnte ich sie übersehen? Sie ist gigantisch.

Eine riesige Spinne.

Sie sitzt auf diesen Drahtseilen und mir wird bewusst: Diese Seile sind keine Seile. Es ist ihr Netz.

Als sich gerade Panik breit machen will, fällt mein Fokus auf ihre Aktivität.

Was macht sie da?

Sie spinnt ein langes weißes, weiches Seidentuch.

Es hängt in der Mitte der Höhle hinab. Hüllt etwas ein. Verbirgt es. Vor mir.

Ich bemerke die Gewissenhaftigkeit und Zärtlichkeit dieser Spinne.

Grenzenlose Hochachtung überkommt mich bei dem Anblick dieser bedingungslosen Liebe, mit der sie unermüdlich das Seidentuch spinnt, um etwas ihr Anvertrautes darin einzuhüllen. Zu schützen. Vor meinen Blicken.

Intuitiv spüre ich, in diesem Tuch liegt eines meiner inneren Kinder.

Ich mache keine Anstalten, mich zu bewegen. Ich spüre, es ist nicht die Zeit.

Ich bleibe. Warte. Schaue.

Lasse wirken.

Verstehen tue ich das Bild nicht.

Doch ich spüre meine Ehrfurcht vor dieser unermesslichen Liebe, mit der diese Spinne dieses Kind in mir versorgt.

Sie, die mir in meinem NichtBewusstsein Angst einjagte, ringt mir im Moment meiner Achtsamkeit die reinste Hochachtung und Bewunderung ab.

Ich spüre, sie spinnt schon sehr lange. Und ich weiß, sie wird niemals damit aufhören.

Dieses Kind ist sicher bei ihr.

Ich trage dieses Bild in mir.

6 Jahre.

Nie verliert es an Klarheit und Intensität.

Vor einigen Tagen:
Meine Meditationsfrage am Morgen fragt mich, welchen Irrglauben über mich selbst ich gerne loswerden möchte.

Ich erhalte den Vorschlag, diesem Irrglauben ein Abschiedsbrief zu schreiben.

Zunächst sträubt sich alles in mir.

Keine Lust.

Ich will nicht fühlen.

Ich will nicht nachdenken.

Und doch beginne ich zu schreiben.

Ich beginne mich von dem Glauben, nicht gewollt und unerwünscht zu sein, zu verabschieden.

Er begleitet mich seit 44 Jahren, hüllt mich ein und bettet mich in Unerreichbarkeit.

Ich fühle mich manches Mal geschützt hinter ihm, weil mich niemand wirklich erreichen kann und tiefe Verletzungen damit nicht möglich sind.

Er ist mein Schutzschild vor dem Leben. Sein oberstes Gebot ist es, mich vor Verletzungen zu schützen.

Tiefe Dankbarkeit steigt in mir auf.

Danke, dass Du Dich so beständig und verlässlich um mich gekümmert hast.

Da entschlüsselt sich mir auf einmal das Bild mit der Spinne, welches mir mein Unterbewusstsein während der Körperarbeit vor 6 Jahren geschenkt hat.

Ich erblicke die Spinne.

Sie sitzt da. Unermüdlich und liebevoll produziert sie endlos neues Seidentuch, um meine Kleine darin einzuhüllen.

Und ich spüre wieder diese unfassbare Liebe und Dankbarkeit für diese Hingebung, mit der die Spinne sich um mich kümmert.

Sie spinnt unerlässlich. Für mich.

Um mich darin einzuhüllen. Um mich darin zu schützen. Um mich darin zu bewahren. Sogar vor mir selbst.

Bist Du die Mutter, nach der ich mich immer sehnte?

Zum ersten Mal unterbricht sie ihre Arbeit und schenkt mir einen Blick.

Ja, ich kann Dich sehen.

Ich sehe Deine Liebe.

Und ich sehe die Mutter, die ich immer vermisst habe.

Du warst die ganze Zeit da.

Hast Dich um mich gekümmert, mich bedingungslos geliebt und beschützt.

Nie hast Du Dich beklagt.

Pausenlos Deinen gesenkten Blick auf mich gerichtet hast Du gesponnen.

Es gibt keine Worte für den Dank, den ich jetzt gerade in diesem Moment für Dich empfinde.

Du hast mich eingehüllt. Gebettet.

Gerettet.

44 Jahre lang!

Unglaublich. Was für eine Power!

Ich danke Dir. Ich danke Dir. Ich danke Dir. Aus tiefstem Herzen einfach nur Danke!

Das erste Mal in meinem Leben fühle ich mich zu 100% aus vollstem Herzen geliebt.

Du hast so viel für mich getan. Ohne zu fragen. Ohne zu zweifeln.

Danke Dir!

Nun bitte ich Dich, Dich auszuruhen.

Ich habe Dein Bestreben erkannt. Ich sehe Dich. Ich spüre Dich. Ich fühle Dich. In jeder Zelle meines Körpers.

Du hast so lange für mich gearbeitet. Nun bitte ich Dich, Dich auszuruhen und Deine Arbeit mir zu übergeben.

Such Dir einen schönen Platz und entspanne Dich.

Die Spinne lässt das Baby vorsichtig in meine Arme gleiten, weicht zurück und sucht sich einen Platz im Halbschatten.

Ihr Blick weicht nicht von mir. Er ist gütig und wachsam.

Ich spüre, sie ist für mich da. Ich kann sie jederzeit um Rat fragen.

Ich bleibe stehen. Halte das Baby in meinem Arm. Warte. Schaue. Lasse alles auf mich wirken.

Ich bin bereit.

Du willst wissen, wie es weiterging? Klicke hier: Das Licht der Liebe

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